So richtig viel mit Peter Pans Nimmerland hat The Promised Neverland nicht zu tun - bis auf die Waisenkinder. Intrigen, Monster, Grusel - das alles und viel mehr bietet der Manga dafür im Überfluss.
The Promised Neverland… das klingt erstmal ein bisschen nach Peter Pan. Das Neverland (bzw. Nimmerland) aus der Geschichte von James Matthew Barrie ist ein Land, in dem Kinder nie erwachsen werden und wo sie nur an etwas glauben müssen, damit es wahr wird. Es ist ein mystisches Land mit Meerjungfrauen, Piraten und kleinen Elfen. Zumindest in einer Sache stimmen die Welten von Peter Pan und The Promised Neverland überein: Auch bei dem Manga werden die meisten Kinder nicht erwachsen, aber dazu später mehr.
The Promised Neverland: Wissenswertes zum Manga
Hier ein paar Fakten zu dem Manga von Kaiu Shirai (Autorin) und Posuka Demizu (Zeichnerin). Die Erstausgabe erschien im August 2016 in Japan und bisher sind in Deutschland 12 Bände erhältlich (Stand April 2020). Das Manga ist in den Genres Horror / Drama angesiedelt. 2018 wurde der Manga mit dem Shōgakukan-Manga-Preis in der Kategorie Shōnen ausgezeichnet. Seit 2019 wird in Japan ein Anime ausgestrahlt, der in Deutschland über den Video-on-Demand-Anbieter Wakanim abrufbar ist. 12 Folgen à 23 Minuten können hier in HD verköstigt werden.

Waisenhäuser, Kinder und Tattoos: Die Story
Aber was macht das Manga so besonders? Für mich ist es die spannende Story! Hier für euch einmal die Zusammenfassung des ersten Bandes: Es ist das Jahr 2045. Emma, Norman und Ray (alle 11 Jahre alt) leben zusammen mit 38 weiteren Waisen (zwischen drei und 10 Jahren alt) in dem sogenannten Grace Field House, das von einem großen Grundstück umringt wird. Das Waisenhaus wird von der liebevollen Isabella geführt, die von allen Kindern nur „Mutter“ genannt wird. Obwohl sie ohne Eltern aufwachsen, sind die Kinder glücklich. Die ältesten Kinder helfen den kleinen, alle haben viel Freizeit und ihre „Mutter“ fördert sie nach Kräften, damit sie sich entfalten können. Sie macht ihnen sogar handgefertigte Geschenke. Es fehlt den Kindern an nichts: Sie haben Spielzeug, einen Wald zum Toben und jeden Tag ausreichend Essen und Schlaf. Hinter dieser idyllischen Fassade bröckelt es jedoch. Jedes Kind trägt eine weiße Uniform und eine fünf-stellige Nummer wurde auf ihre Hälse tätowiert. Ein Zaun umschließt das Gelände des Grace Field House und Isabella schärft den Kindern ein, diesen Zaun niemals zu überqueren. Sie versichert ihnen, dass dieser sie vor der Welt „draußen“ beschützt. Anstatt zur Schule zu gehen, absolvieren die Kinder jeden Tag einen Test und ihre Punktzahl wird ihnen danach mitgeteilt. Emma, Norman und Ray haben stets die volle Punktzahl und werden dafür besonders von „Mama“ gelobt. Die Kinder akzeptieren all diese Regeln und hinterfragen sie nicht; sie kennen nichts anderes. Spätestens nach diesen Informationen wird dem Leser etwas mulmig zumute und es stellt sich die Frage, warum die Waisen derart abgeschottet von der Welt leben.
Achtung Spoiler: Wer sich die Überraschung nicht vermiesen möchte, der sollte jetzt nicht mehr weiterlesen.

Eine weitere Regel besagt, dass jedes Kind spätestens bis zu seinem 12. Lebensjahr an Pflegeeltern vermittelt wird. Connys großer Tag steht an und sie freut sich auf ihre neuen Eltern. Natürlich fällt ihr der Abschied von den anderen Kindern und „Mama“ schwer und sie hat ein wenig Angst vor dem Unbekannten „draußen“. Ihr ständiger Begleiter ist Little Bernie, ein Stoffhase, den „Mutter“ für sie genäht hatte. Dieser gibt ihr Mut als Konstante in ihrem Leben. Es ist immer Abend, wenn sich die Waisen von einem der vermittelten Kinder verabschieden müssen. Sie verbleiben im Haus und einzig „Mama“ begleitet das Kind bis zum Tor. So ist es auch dieses Mal bei Conny. Kurz nach ihrem Aufbruch entdeckt Emma Little Bernie. Sie möchte ihn Conny unbedingt bringen, damit sich das Mädchen nicht so einsam fühlt. Zum Glück kann Norman Schlösser knacken und gemeinsam schleichen die beiden hinaus in die Dunkelheit Richtung Tor. Sie finden einen verlassenen Lieferwagen vor. Emma späht in den Wagen hinein und ist paralysiert von dem Anblick, der sich ihr bietet. Conny ist tot. Mit weit aufgerissenen, leeren Augen starrt sie Emma an. Um sie herum liegen Blätter und eine Blume ragt aus ihrem Brustkorb hervor. Emma und Norman hören Geräusche und verstecken sich unter dem Wagen.
Monster, wirklich abgrundtief hässliche Gestalten mit unförmigen Körpern und spitzen Krallen, treten aus der Dunkelheit hervor und Emma muss sich den Mund zu halten, um nicht vor Angst loszuschreien. Als würden die Monster das Mädchen konservieren und ausstellen wollen, tauchen sie Conny in einen durchsichtigen Behälter ein, der mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Die Monster sabbern bei dem Anblick des Mädchens und bezeichnen sie als leckere Luxusware. Emma und Norman begreifen, dass sie nicht in einem Waisenhaus leben, sondern auf einem Bauernhof. Und der Unterschied zu den ihnen aus Büchern bekannten Bauernhöfen ist, dass nicht Pflanzen, Tiere oder Tierprodukte die Waren sind, sondern die KINDER selbst! Der Schock wird noch größer, als „Mama“ auftaucht. Isabella ist nicht die liebenswürdige Mutter, für die sie alle immer gehalten haben, sondern eine Handlangerin der Monster. Isabella bewahrt die Ordnung auf dem Bauernhof und ist für die Förderung der Kinder zuständig, um Luxusware, also möglichst kluge Kinder, an die Monster liefern zu können. Gerade noch rechtzeitig schaffen es Emma und Norman zu fliehen. Bei ihrer Flucht hinterlassen sie Little Bernie unter dem Laster, der von „Mama“ gefunden wird. Somit weiß Isabella, dass mindestens ein Kind ihr Geheimnis kennt. Emma und Norman schließen einen Pakt: Sie wollen von dem Bauernhof fliehen. Und zwar mit allen Kindern!
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn bis zur nächsten „Lieferung“ sind es nur noch ein paar Wochen. Und „Mama“ bleibt natürlich nicht untätig, um die Schnüffler aufzuspüren. Schaffen Emma und Norman es, den Schein der Normalität vor Mama aufrechtzuerhalten und gleichzeitig eine Strategie für eine Flucht zu entwickeln? Werden sie in Ray einen Verbündeten finden? Wie werden sie die Sender los, die jedem Kind eingepflanzt wurden? Und was führt die neue Erwachsene, Schwester Krone, im Schilde? Was hat es schließlich mit dem versprochenen Nimmerland auf sich? Das erfahrt ihr in der Manga-Serie „The Promised Neverland“!

The Promised Neverland: Mein Fazit
Für mein Fazit ein Haar in der Suppe von „The Promised Neverland“ zu finden, war wirklich schwer. Das einzige, das mich zu Beginn von einem Kauf abhielt, waren die Coverdesigns. Aber sobald ich in die Story eintauchte, verliebte ich mich in die Zeichnungen, die großen Wiedererkennungswert besitzen! Die Erwachsenen sind zum Teil so schaurig schön in Szene gesetzt, dass es einen auch mal ein bisschen gruseln kann. Spätestens das Panel auf Seite 97 des ersten Bandes (Kapitel 3), das Emma und „Mama“ zeigt, überzeugte mich vollends von den Artworks (ich denke, alle, die den ersten Band gelesen haben, wissen, welches Bild ich meine). Die Story basiert auf einer tollen Idee und die bisher erschienenen Bände sind intelligent konstruiert sowie spannend. Ich mag Dystopien, ich mag Plot Twists, ich mag Geheimnisse, ich mag Intrigen und ich mag es, wenn genau das passiert, von dem man sich eigentlich wünscht, dass es nicht passiert. Wisst ihr, was ich meine? Ich fiebere jedenfalls mit den Kindern mit und ihr Schicksal berührt mich. Was kann man mehr von einer Geschichte verlangen? Von meiner Seite aus eine klare Kaufempfehlung!
Habt ihr auch The Promised Neverland gelesen? Was ist eure Meinung? Oder habt ihr einen anderen Favoriten für “Manga des Jahrs 2020”?
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(Header: Kirsten Bartmann)